Baustoffauswahl im Fachwerk
WIE FRÜHER: HOLZ, LEHM UND KALK
Heute wie damals
Die Auswahl der Baustoffe, die sich fehlerfrei im Fachwerk verwenden lassen, ist relativ einfach. Es sind genau diejenigen, aus denen die Menschen schon seit Jahrhunderten ihre Fachwerkhäuser bauen: Holz, Lehm, Kalk und Leinöl.
Holz ist, auch wenn Zimmerleute es vehement behaupten, beim Fachwerkbau nicht der einzige Baustoff, doch ein essenzieller, da er natürlich für die tragende Struktur sowie für Dachstuhl, Deckenbalken und Fußböden verantwortlich zeichnet.
Mit Lehm werden auch heute noch, wie seit Beginn des Fachwerkbaus, die Gefache gefüllt (obwohl Lehm freilich schon viel länger als Baustoff bekannt ist; als Wand und Boden diente er schon Jahrtausende vor der ersten fachwerkähnlichen Konstruktion): Sie lassen sich mithilfe von vorgeformten Lehmsteinen ausmauern, mit Lehmwickelhölzern, den sogenannten Lehmwellern oder Lehmwickeln versehen, mit einem Flechtwerk aus Weidenruten füllen, das dann mit einem Strohlehm beworfen wird.
Auch Deckenflächen werden mit Lehmwickeln oder einer Lehmschüttung für das folgende Verputzen vorbereitet, wofür selbstverständlich auch Lehm verwendet wird.

Kalkputz und Ziegelsteine
Die Verwendung von Kalk als Putz, der auf die massiven Lehmschichten aufgetragen wird, ist auf der Fassade empfehlenswert und im Innenraum eine Alternative zum Lehmputz. Bei solchen Bauweisen sollte der Lehm jedoch auf jeden Fall das Fachwerk direkt berühren, da er das Holz dauerhaft gegen Feuchteschäden schützt. Ein Kalkputz ist als Oberputz etwas robuster als ein Lehmputz.
Auch Ziegelsteine
harmonieren – unter bestimmten Voraussetzungen – mit einem
Fachwerk. Statt die Gefache mit Stampflehm, Lehmsteinen oder einem
anderen Lehmbaustoff zu füllen, ist es auch möglich, sie mit
Ziegelsteinen auszumauern.
Ziegelsteine sind nichts anderes als in
Form gebrachter und gebrannter Lehm und somit auch ein sehr reines
Material. Allerdings gibt es unter den Ziegelsteinen erhebliche
Unterschiede, die durch ihre Herstellung verursacht sind und wiederum
Auswirkungen auf das Gebäude haben.
Ziegelsteine, die in ein
Fachwerk eingebaut werden, sollten relativ weich, also nicht zu heiß,
gebrannt sein, damit sie noch die wunderbare Eigenschaft des Lehms
besitzen, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren. Zu hart gebrannte
Ziegelsteine, sogenannte Klinkersteine, nehmen keine Feuchtigkeit
mehr auf und die Fuge muss die Feuchtigkeitsaufnahme bewerkstelligen.
Das ist oft nicht ausreichend.
Das Material der Fugen eines
ausgemauerten Fachwerks sollte immer etwas weicher sein als der Stein
selbst. Das Vermauern mit Lehm und das Verfugen mit einem Kalk in
Kombination ist hier optimal. Für den Kalk zum Verfugen nimmt man
entweder ein fertiges Material wie den historischen Mauer- und
Fugenmörtel oder eine Mischung aus lokal vorkommendem Sand mit einem
NHL 2 oder einem NHL 3,5. Der regionale Sand passt das Fachwerk an
eine der Umgebung typische Farbe an.
Leinölprodukte zum Schutz
Anstriche schützen das Fachwerk vor UV-Licht und Bewitterung.
Wegen
der angestrebten Diffusionsoffenheit empfiehlt sich die Verwendung
von Leinölprodukten. Rohes Leinöl zum Grundieren ist im nächsten
Arbeitsgang problemlos mit Leinölfarben oder Leinöllasuren
überstreichbar.
Leinöllasuren bieten dem Holz genügend Pigment, um
es gegen UV-Strahlung zu schützen. Höhere Pigmentanteile, wie sie
in Leinölfarben vorkommen, bieten auch einen höheren UV-Schutz.
Dieser Schutz von Fachwerkbalken ist notwendig, da Umwelteinflüsse
wie UV-Licht und Regen sie sonst zersetzen würden.
Disharmonische Baustoffe
Nachwort: Die Verwendung von Gips, Zement, Glaswolle, Mineralwolle,
Styropor, Laminat und anderen „modernen“ Baustoffen führt bei
einem Fachwerkhaus immer über kurz oder lang zu Schäden.
Diese Baustoffe harmonieren in keiner Weise mit einem gesunden Fachwerkbau und sollten sich deswegen erst gar nicht auf der Baustelle einfinden – oder schnellstmöglich von ihr verbannt werden.